Es ist schon so eine Sache mit Beziehungen.
Erwartungen, Gefühle, Herhausforderungen…
Zunächst liest man in vielen Kreisen, dass man sich von Erwartungen lösen sollte.
Hm, ganz der Meinung bin ich nicht..aber das WIE ist entscheidend.
Kann ich mich davon befreien, dass ich mir zum Beispiel wünsche, dass ich meinem Partner etwas bedeute?
Ich denke, das ist eine recht natürliche Empfindung, diesen Wunsch zu haben, und diesen dann auch erfüllt zu sehen.
Doch wie oft oktroieren wir – meist unausgesprochen – unserem Partner eine bestimmte Bedeutung auf. Also, dass wir den Wunsch hegen, dass der Partner in uns eine ganz bestimmte Bedeutung sieht?
Und durch das Beobachten seiner Worte und seiner Taten möchten wir herauszufinden und sichergehen, dass die innere Erwartung, die wir haben, dann auch die ist, die der andere uns zu geben hat?
Und da kommen schon einige Fallstricke auf.
Zunächst: Welche Bedeutung möchten wir beim anderen haben?
Dann: Sind wir überhaupt in der Lage durch unsere Wahrnehmungsfilter wirklich aus den Worten und Handlungen das herauslesen, was wir uns wünschen?
Und: Wie gehen wir damit um, wenn zwischen der eigenen Erwartung und dem was wir erleben eine Lücke zu klaffen scheint?
Schnell geht damit einher, dass wir das Gefühl haben, für die Beziehung mehr zu tun als der andere, dass uns der Partner wichtiger ist als umgekehrt?
Aber stimmt das wirklich?
Wie wichtig nehem wir unseren Partner, wenn wir nur offen und positiv in die Zukunft der Beziehung schauen können, wenn er sich wiederum exakt nach unsereren Erwartungen verhält?
Wenn er also meist anders ist, als wir uns das so vorstellen?
Bleiben wir dann offen, bleiben wir dann in der Liebe oder hoffen wir weiterhin, dass sich der andere einfach nur ändern muss, damit es passt.
Können wir ehrlich sehen, dass wir unseren Partner nicht ändern können, weil dies auch nicht unsere Aufgabe ist? Vielleicht ändert er sich durch uns, aber im Grunde nie für uns.
Denn auch die Änderung wird der Partner nur für sich selbst vornehmen. Auch wenn dann immer gerne gesagt wird, dass man es für den Partner tut.
Nein, bleibt ehrlich!
Der andere ändert sich, wenn er für sich erkannt hat, dass er es für sich will. Im besten Fall kann die Änderung dann auch fruchtbar für die Beziehung sein. Aber letztlich ist es eine auf sich selbst bezogene Änderung.
Wie oft erzählen wir uns selbst die Geschichte man würde dieses oder jenes doch nur für den anderen tun? Nein, wir tun es, z.B: weil wir den Partner nicht verlieren wollen – also weil wir selbst einen Verlust meiden wollen.
Wir tun es, z.B. weil wir es eine Ebene tiefer um ein Gefühl geht, das wir für uns verwirklicht haben möchten. Wir tun es nicht für den anderen.
Warum sollte dann Dein Partner etwas tun, was er für Dich tut, wenn nicht für sich selbst?
Und wenn die gewünschte Veränderung, die gewünschte Bedeutung ausbleibt?
Dann sind wir wie immer auf uns zurückgeworfen. Denn entweder ist meine Liebe so groß, dass ich damit umgehen kann, und meinen Partner auch ohne diese Erwartungserfüllung liebe, und mich und ihn davon frei spreche.
Oder aber ich kann es nicht akzeptieren, dann hat mir mein Partner nur gezeigt, dass er nicht derjenige ist, mit dem ich diesen Weg weiter gehen kann.
Wie liebevoll ist es, vom Partner etwas zu erwarten, was er nicht geben kann oder will. Und ständig damit im Unfrieden zu sein, mich und ihn es immer und immer wieder spüren zu lassen? Ihn möglicherweise damit emotional zu erpressen, in dem wir in der Folge selbst die Liebe entziehen, bis wir das bekommen, was wir erwarten? Was wir unfähig sind uns selbst zu geben?
Wenn wir erkennen, dass wir ohne die Veränderung oder die gewünschte Bedeutung nicht sein können, weil es z.B. gegen unsere Werte entspricht, wessen Aufgabe ist es dann damit umzugehen? Es ist Deine! Weiterhin zu erwarten, dass der andere dieses oder jenes tun oder lassen soll, ist weder dem anderen noch Dir gegenüber liebevoll!
Passiert die Änderung, weil es auch der andere wirklich für sich will, dann kann Euer Weg noch weiter gehen.
Ändert er sich nicht, ist es Deine Aufgabe, ob Du diese Form der Beziehung auch mit der Aussicht, dass es in diesem Bereich für Dich keine Erfüllung Deines Wunsches eine liebevolle Begegnung zwischen Euch weiterhin geben kann, ohne die ständige unterschwellige Haltung, dass der andere sich vielleicht doch noch zu ändern habe…
Und wenn nicht, dann kannst nur Du dafür sorgen, und nicht der andere ist Schuld. Dann hat der andere Dir nur gezeigt, dass er damit leben kann, Du nicht und es dann kein Gemeinsames gibt.
Wir alle haben Erwartungen – ganz klar.
Denn dies ist auch von unserem Willen angetrieben, dieses oder jenes zu wollen. Wie in vielen Bereichen geht es um die Balance, wie abhängig Du dich davon machst, oder wie sehr Du die Erfüllung Deiner Erwartung an bestimmte – vielleicht fast zu enge – Rahmenbedingungen knüpfst.
Im Buddhismus sagt man, das Leben sei Leid.
Doch oft wird dann die Tiefe, der Kontext vergessen, dass es nicht das Leben selbst ist, das Leid schafft, sondern die unverrückbare Anhaftung an Erwartungen und die meist Leid erzeugende Lücke, die unweigerlich zwischen dem realen Leben (dem, was ist) und den Erwartungen entsteht – also Leid entsteht immer aus der Tatsache, dass die auftauchende Realität und die Erwartungen nicht deckungsgleich sind.
Doch die Lücke bietet Dir immer wieder die Chance hinzuschauen:
- Wie sehr “klebst” Du an Deinen Erwartungen
- Wie sehr kannst Du offen bleiben für andere Lösungen, die das Leben Dir bietet – vielleicht sind diese ja sogar besser als Deine Erwartungen?
- Wie klar kannst Du zu Deinen Werten stehen und für Dich sorgen?
Wie wäre es einfach mal mi dem Experiment, dass Du Dich dabei beobachtet, welche Erwartungen Du an wen auch immer hast und ebenso beobachtest, wie Du Dich verhältst, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden.
Möchtest Du so sein? Möchtest Du dann so empfinden?
Das ist schon Dein eigener 1. Schritt in Richtung Bewusstwerdung!
Und was Dir da dann nicht gefällt, kannst Dun in Akzeptanz, dass Du bis dato so warst, dann auch beginnen zu ändern, um die Spielräume für Dich wieder zu erweitern und offener zu werden, für das was jenseits Deiner Erwartungen in Dein Leben tritt.
Ich finde das eine spannende Reise, auf Dich ich mich mit Freude gestürzt habe und das Leben zeigt mir jeden Tag seine Geschenke – ohne meine Brille der Erwartungen kann ich all die großartigen Geschenke nämlich auch sehen!
Und das wünsche ich mir für Dich auch!
Alles Liebe!
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.