Wenn Du Dich viel dabei ertappst, dass Dich andere angreifen, dann wirst Du diesen Blogartikel auch als Angriff verstehen! Du wirst vielleicht sogar richtig wütend werden. Denn ich werde Dir etwas wegnehmen!
Ich werde Dir ebenso etwas geben. Ob Du es als Geschenk, als wertvollen Impuls sehen kannst, liegt an Dir. Ansonsten beleibt dieser Beitrag für Dich pure Provokation und wieder ein Beweis dafür, dass die Welt nur aus Angriff besteht.
„Verteidigung ist der Beginn von Krieg“ – das ist kein Satz von mir, sondern von Byron Katie. Mit ihrer entwickelten Methode „The Work“ arbeite ich gerne und viel mit Kunden.
Dieser Satz bringt einen zum Stolpern, oder?
Wie soll Verteidigung der erste Schritt von Krieg sein? Man wird doch angegriffen, also ist der Beginn des Krieges durch den Angreifer definiert!
Ja, das kann man so sehen, wenn man Krieg und Frieden zwischen Ländern begreift. Da gibt es ein Angreifer-Land, das den Krieg erklärt, und es gibt das Land, das sich verteidigen möchte.
Byron Katie meint mit dem Satz „Verteidigung ist der Beginn von Krieg“ genau das Gegenteil und sie hat im zwischenmenschlichen Bereich wahrlich Recht, was ich Dir im Folgenden zeigen werde.
Die beispielhafte Ausgangssituation ist mal wieder ein Paradebeispiel aus dem Alltag:
Im Auto sitzend war der Fahrer kurz davor falsch abzubiegen. Einer der Insassen bemerkt das noch rechtzeitig und sagte zum Fahrer einfach: „Links!“ So wie man einem Menschen „Vorsicht“ zuruft, wenn man eine Gefahr wahrnimmt. Erst normal leise, dann etwas lauter und schneller, weil der andere nicht so schnell reagierte.
So auch in dem Fahrerbeispiel – der Mitfahrer rief dann noch 2-3 mal „links!“, damit der Fahrer reagiert.
Wer die Welt als Angriff sieht, muss sich verteidigen – wer die Welt nicht als Angriff sieht, muss sich nicht verteidigen und die selbe Situation kann auf Grund der Bewertung zu völlig unterschiedlichen Verläufen führen.
Der Fahrer sah den Hinweis als Angriff. Was passierte?
Seine Reaktion laut und verteidigend: Was man ihn denn jetzt hier angreife! Und, dass man ihn nicht anschreien solle (der einzige der im weitesten Sinne in diesem Auto schrie, war der Fahrer selbst…). Da würde man einmal links und rechts verwechseln! Einmal! Fahrt doch alle selbst! Ich halte sofort an, dann könnt ihr das selber machen!
All diese verbalen Aussagen sind Verteidigungen und begründeten in der Welt des Fahrers ausreichend genug zum Gegenangriff überzugehen und zur emotionalen Erpressung, denn schließlich wurde er ja in seiner Welt angegriffen.
Was würde passieren, wenn der Fahrer diesen Hinweis nicht als Angriff sehen würde?
Ohne Angriff ist der Hinweis des Mitfahrers „Links!“ einfach nur ein Hinweis. Ohne Angriff könnte der Fahrer sich bedanken und sagen: „Ach Mensch, jetzt war ich aber mal auf dem Schlauch gestanden und hätte fast die Abfahrt falsch genommen. Danke!“
Mein Freund würde beispielsweise eher anfangen über sich selbst zu lachen und sagen: „Ach, was bin ich denn gerade für ein Larry. Aber super gut, dass Du es noch bemerkt hast…“ Wären wir beide das im Auto gewesen, wäre die Lachnummer eher sogar ein lustiger Ausgangspunkt gewesen, uns gegenseitig Geschichten zu erzählen, wie wild wir uns schon mal verfahren hätten und was sich alles Spannendes daraus ergeben hätte. Kein Angriff – Geschichten.
Sieht der Fahrer den Hinweis nicht als Angriff kann er offen bleiben, kann er lachen, kann sich bedanken, oder es gelassen hinnehmen. Ende der Geschichte.
Der Hinweis des Mitfahrers wäre beide Male einfach nur die Aussage „Links!“ gewesen.
Das meint Byron Katie mit „Verteidigung ist die erste Kriegshandlung“.
Wenn Du Welt immer wieder als puren Angriff siehst, nehme ich Dir hiermit diese Sicht weg. Ich nehme Dir weg, dass es immer der andere sei, und dass dies für Dich die Entschuldigung ist, in Verteidigung oder Gegenangriff über zu gehen. Blöd!
Es liegt in der Wahrnehmung und in dem, welche Bedeutung wir der Situation geben, und was wir dann daraus machen. Das Gesagte des anderen bleibt immer gleich. Aber ob wir es als Angriff sehen oder nicht, liegt einzig und allein bei uns!
Wer die Welt als Angriff sieht, geht weg aus der Situation, er hört nicht das, was gesagt wurde, er hört den Angriff, der alle Alarmglocken bimmeln lässt. Dies kann alten Schmerz hoch fahren, dies kann zur Generalverteidigung führen.
Es kann auch dazu führen, dass man den anderen abwertet im Sinne von: Wer bist du denn, dass Du mir das sagen darfst.
Und weil ich Dich quasi in Millisekunden als Angreifer bewerte und auch abwerte, erlaube ich mir, Dich anzugreifen als Verteidigung getarnt.
Der „Krieg“ ging nicht vom anderen aus!
Was ich Dir nun geben könnte: Genau diese Einladung. Es ist das Geschenk, so Du möchtest, der Selbstverantwortlichkeit. Wer die Welt nicht als Angriff sieht, sieht sich nicht als ihr Spielball und kann bei sich bleiben.
Wenn Du die Welt nicht als Angriff siehst, kannst Du bei Dir bleiben, es entsteht kein Krieg in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Wenn ich die Welt nicht als Angriff sehe, muss ich mich nicht verteidigen, dann kann ich präsent bleiben und das ist wunderschön!
Alles Liebe,
Natascha
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.