Prozesse, Weiterentwicklung, immer tiefer und tiefer, und auf einmal verlierst Du vor lauter Prozessen das Leben, Dein Leben.
Kennst Du das?
Irgendwie ist alles ein Lernprozess, überhaupt ein Prozess und die Suche nach dem noch echteren Ich wird immer mehr zum Denken, zum Durchdenken und dabei vergisst Du zu leben?
Gerade in Partnerschaften befinden wir uns ach so oft in tiefen Prozessen, gerade, wenn wir auf der Suche sind und uns als spirituell bezeichnen.
Es geht um Empfindungen, um das, was man beim anderen an-triggert und um das womit man selbst an-getrigert wird. Man redet und redet, man meditiert, will Kamra, und Kindheitsmuster auflösen oder, oder, oder.
Auch ich kenne das und habe viele wertvolle Erkenntnisse daraus für mich geschöpft. Doch irgendwie musste ich zumindest bei mir selbst verstellen, dass die Balance verloren gegangen ist. Es wurden gerade in der Paarbeziehung keine Erlebnisse mehr geschaffen. Es blieb vor lauter Prozessen einfach kein Raum mehr für Erlebnisse und damit auch kein Raum mehr für Erinnerungen, die ich mir hätte schaffen können.
Und je mehr ich den Weg der Partnerschaft auch als Prozess gesehen habe, desto mehr Prozesse bekam ich.
Ganz klar, denn mein Fokus war ständig auf die Muster dahinter ausgerichtet. Da gab es dies zu erkennen, jenes zu meditieren. Doch die Energie folgt der Aufmerksamkeit, und es wurden immer mehr Prozesse. Die lebendige Partnerschaft blieb quasi auf der Strecke.
Es kam immer weniger durch, das Leben konnte noch so laut anklopfen, aber ich machte die Tür nicht auf.
Hier ein kleiner, verknappter Impuls, es anders zu machen.
Die neue Balance bedeutet für mich: Wenn das Leben anklopft, dann lass es rein.
Ich ertappte mich in meiner eigenen Hybris, dass ich vielleicht das bessere Leben führen würde, weniger oberflächlich, da ich mir ja auch ständig Gedanken um mein Handeln, um meine innere Haltung gemacht habe.
Doch das Leben selbst ist ja schon die Reise, der Prozess. Als ich das umdrehen konnte, war auf einmal wieder so viel mehr Luft zum Atmen, Luft fürs anklopfedne Leben, Luft für Erfahrungen, Luft für Sachen MACHEN, statt darüber nachzudenken. Es kehrte wieder sehr viel mehr Teilhabe in mein Leben. Und siehe da, die Prozesse wurden leichter, nicht weniger, aber sehr viel klarer, Energie spendender und so viel lebendiger, so viel liebevoller.
Lass es einfach sein und SEI!
Sei mit Deinem Partner, sei ganz mit ihm da. Kreiere mit Deinem Partner Erlebnisse, Erfahrungen, über die es sich wieder lohnt in der Zukunft daran zurück erinnert zu werden, weil ihr Euch dann wieder was zu sagen habt.
Schaffe auch Erlebnisse und Erinnerungen ohne Deinen Partner!
Wie erfüllt könnt ihr Euch wieder begegnen, wenn jeder was zu erzählen hat, wenn jeder wieder Inspiration mit nach Hause bringt, be-geistert ist, von seinen Themen, weil er ihnen endlich mal wieder nachgehen konnte!
Und sei gespannt auf eine neue Nähe, die durch kleine Distanzen wieder entsteht.
Lass es sein – zerrede es nicht immer und SEI.
Klar, ich bin nachwievor davon überzeugt, dass man über Beziehungen und damit meine ich jede Art von zwischenmenschlicher Beziehung am meisten über sich selbst lernen kann. Denn erst mit dem Gegenüber entsteht die Reibungsfläche, erkennt man seine eigenen Ticks.
Wenn Du nur meditierierend in Deiner selbst geschaffenen Höhle lebst, kannst Du zwar wunderbare friedvolle Seinszustände erfahren. Und sie sind so friedvoll und mit Gott vereint, dass man sogar süchtig danach werden kann. Denn hier findest Du die Vereinigung, den Frieden, die Stille, nach der sich unsere Seele so sehnt. Und dann kommt das Leben….
Doch lass das Leben intervenieren, lass es dich hierhin und dorthin treiben, lass es Dich Erfahrungen machen.
Und was meine ich in diesem Zusammenhang mit dem Zerreden?
Nun, hier kommt wieder die Partnerschaft ins Spiel, wo oft beide auf der Suche sind, und es natürlich toll ist, wenn man sich mit seinem Partner darüber austauschen kann. Doch beachte, dass Du Dich schnell in einer ständigen Meta-Ebene befindest, die den Abstand zwischen Dir und dem Leben letztlich immer größer werden lässt. Du beobachtest, statt dabei zu sein.
Doch wozu dient u.a. anderem das Leben, wenn nicht, um dabei zu sein!?!?
Je mehr darüber in einer Prozesshaltung darüber gesprochen wird oder Du mit Dir ständig darüber innere Monologe führst, desto weniger kann Dir das Leben in seiner Fülle begegnen. Du bist im Kopf und nicht im Herz.
Je mehr Du im Kopf bist, danke Deinem Kopf dafür, dass es einfach nur ein Alarmsystem dafür ist, dass sich Dein Herz gerade verschließt.
Hast Du schon mal darüber nachgedacht, wozu diese ständigen Gedanken-Schleifen über Deine Prozesse oder Schmerzen oder Opfergedanken dienen? Wie wäre es eben, wenn Du die Haltung annimmst, dass diese ständigen Gedanken das Blaulicht Deines Herzens sind. Und es will Dir einfach nur sagen: Hey, mich gibt es noch, und verschließe mich nicht. Hier bin ich und erinnere Dich daran, dass der wahre Kontakt zu Dir, zu Deinem Partner, zu Deinem Leben mit offenem Herzen und nicht im Prozess stattfindet.
Meine Erfahrung: Mein Leben wurde so viel reicher, bunter, sehr viel mehr mit Liebe allen und mir gegenüber. Ich habe so viel mehr gelacht, weil ich überhaupt wieder offen war für Erfahrungen, Erlebnisse, die mich zum Lachen bringen konnten. Meine Beziehungen wurden weiter, wurden achtsamer, weil ich da war und nicht im Prozess – ich war und bin in echter Begegnung.
Lass es sein und SEI!
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.