Zwei große Worte: Freiheit und Verantwortung.
Ich erlebe häufig eine leichte Verwirrung, wenn für mich ganz klar ist, dass Freiheit und Verantwortung gleichermaßen wachsen, ja gleichermaßen wachsen MÜSSEN.
Die Freiheit wird durch die Verantwortung nicht geschmälert, sie ermöglicht meine Freiheit.
Wie ist das zu verstehen?
Gehen wir mal zurück auch in unserer eigenen Ich-Entwicklung. Da beginnt die Freiheit meist mit dem Rebellentum, welches wir in der Pubertät entwicklen – es nicht nach Freiheit, weil wir uns ausprobieren.
Süß ist die Freiheit, die ruft, jetzt kann ich tun und lassen was ich will. Diese Art von Freiheit erscheint mit der Pubertät am Horizont und wird ausgereizt, auch gegenüber der Eltern (in den meisten Fällen).
Wir ringen um mehr Freiheit, ringen um mehr tun und lassen wollen, was man will…
Dich das ist für mich keine wirkliche Freiheit, auch wenn der Entwicklungsschritt über das Rebellentum durchaus notwendig ist.
Viele Erwachse sind auch heute noch in dem Bewusstsein, dass Verantwortung gemieden wird und verknüpft ist damit, dass man ja dann nicht mehr tun könne, was man wolle. Dies würde die Freiheit einschränken, also bloß nicht in die Verantwortung hineinwachsen, damit die Schein-Freiheit nicht bedroht werde.
Ich sehe das Gegenteil: Je mehr Du Dich in Deiner Verantwortung hinein entwickelst, desto freier wirst Du.
Auch hier ist ein Weichtiger Kern die wachsende Ich-Entwicklung.
Du lernst mehr Perspektiven einzunehmen, vor allem in Dir selbst. Deine Wahrnehmungsperpsketiven erweitern sich.
Di Fähigkeit wächst mehr Kontexte wahrzunehmen, deren Zusammenhänge zu sehen, Deinen Teil darin zu sehen.
Genau damit wächst die Freiheit an Wahlmöglichkeit! Für bewusstere Entscheidungen!
Deine Fähigkeiten mehrere Wahrnehmungsperspektiven einzunehmen eröffnen Dir den Raum mehr Möglichkeiten durch die Zusammenhänge zu erkennen, also auch mehr Optionen wie Du Dich dann entschieden willst. Dies ist ein absoluter Zuwachs an Freiheit – mehr Optionen, mehr Freiheit. Gleichzeitig wächst natürlicherweise die Verantwortung mit, die Du dann für Deine Entscheidung übernimmst. Aber ohne die Verantwortung Dir selbst gegenüber, ist Du eigentlich auch keine Freiheit!
Natürlich entsteht durch mehr Perspektiven und Kontexte auch auch das Wissen darüber, wer oder was noch durch Deine Entscheidungen in irgendeiner Weise mit beeinflusst werden könnte und eine Ahnung davon wie diese Beeinflussung aussehen könnte und was das wiederum an Rückkopplung für Dich bedeuten kann.
Freiheitliche Verantwortung nenne ich dies und das ist ein wunderschönes Ziel!
Durch mehr Einbeziehen und Abwägen der Optionen im Einklang mit Deinen Werten und der möglichen Frage, ob und in wie weit meine Entscheidung dienlich ist, lassen eine umso stärkere Entscheidungen entstehen. Dann kannst Du sagen: Und dafür stehe ich (mit meinem Namen), weil auch aus den Optionen der Wahrnehmung heraus diese Entscheidung freiheitlich getroffen habe.
Mit Nichten wird die Freiheit eingeschränkt durch das Wachsen der Verantwortung und umgekehrt.
Klar, wir kennen auch die Verantwortung für gewisse Rollen, die wir bewusst oder unbewusst übernommen haben. Die Bewusstwerdung dieser Rollen lassen die Freiheit eingeschränkter erscheinen. Doch entweder stehst Du hier genau mit diesen Rollen, weil Du sie gewählt hast oder es entsteht gleichzeitig Deine Freiheit diese Rollen auf ihre jetzige Stimmigkeit zu überprüfen und auch dazu ändern – und das liegt in Deiner Freiheit und in Deiner Verantwortung.
Welcher Aspekt der Freiheit eingeschränkt werden könnte und auch wird, das sind die Ego-Freiheitsbedürfnisse. Das zu tun, wonach einem gerade ist, egal, ob man anderen dadurch schadet oder nicht. Eben dies kindische, pubertäre Vorstellung von Freiheit, die ja selbst in sich davon abhängig ist, dass dies nur eine Gegenbewegung der „Zwänge“ im Familiensystem ist und das Auskosten dieser Freiheit, z.B. so lange weg gehen zu können wie man will.
Auch das kannst Du mit einer erwachsenen Freiheit auch tun, nur dann machst es nicht aus einer bedingten Abhängigkeit, einfach nur rebellieren zu wollen gegen die Heimkommen-Zeiten der Eltern von damals…um dies nur mal als praktisches Beispiel zu nennen.
Die verantwortliche Freiheit erwächst weniger aus einem Wogegen, sondern wird zu einem Wofür!
Wofür gehe und stehe ich – weil ich das (zum Wohle aller) will…?
Im engen Begriff der Ego-Freiheit ist weniger Bewusstheit.
Auch weil es sich vielleicht mit dem Thema koppelt, dass sich Bindung und Freiheit – also Verbundenheit und Autonomie – in Dir noch nicht wirklich geklärt haben und wir diese Spannung empfinden. Es wird ein Spannungsfeld bleiben, Verbundenheit und Autonomie, Freiheit und Verantwortung immer wieder aufs Neue in Balance zu bringen. Aber beides wächst, je bewusster wir lernen, damit umzugehen. Zu sehen, dass beides zusammen gehört, dass beide Pole miteinander verbunden sind, dass wir soziale Wesen sind, die genau in diesem Spannungsfeld von Autonomie und Verbundenheit erst existieren können und wir lernen dürfen verantwortliche Freiheit darin zu üben, zu lernen und zu leben.
Was Du tun kannst, mit welchen Fragen Du Dich diesem Thema nähern kannst:
Schreib mal auf, was Du unter Freiheit verstehst?
Woran kannst Du erkennen, dass Du Dich frei fühlst?
Was bedeutet für Dich Verbundenheit?
Wie fühlst Du den Stress, wenn sich für Dich zu viel Verbundenheit (Nähe) zu einer Bedrohung oder Einschränkung Deiner Freiheit entwickelt hat?
Ist das wirklich wahr, dass Verbundenheit wirklich Deine Freiheit bedroht? Oder spielt sich da ein Muster ab, das Du gelernt und übernommen hast, und es jetzt erkennen und verändern kannst?
Was war früher für Dich Freiheit und was ist es heute? Hat sich da etwas verändert?
Wie sehe ich für mich freiheitliche Verantwortung und verantwortliche Freiheit? Oder wäre ich mich immer noch dagegen, dass genau diese beiden Partner sich gegenseitig befördern und nicht behindern?
Du musst noch nichts final damit machen, schau es Dir einfach an. Sieh es Dir an und anerkenne genau die Ergebnisse zu denen Du gekommen bist. Vielleicht schmunzelst Du auch, weil Dir Situationen einfallen, wo Du genau in die Illusion getappt bist, dass Freiheit und Verantwortung sich ausschließen würden. Schau, was hochkommt und sei erst einmal damit.
Alles Liebe,
Natascha
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.