Stille war für mich immer Stille. Stille an sich.
Erst mit der White Light Expansion Methode hat Stille für mich noch andere Dimensionen bekommen, die ich ihr in tiefen meditativen Zuständen während der Ausdehnungen zuschreiben konnte. Ihre Qualität war dann noch tiefer, noch klarer. Es gab dann Zustände wie unendliche Stille, friedliche Stille, göttliche Stille…
Worüber ich aber bis jetzt nie nach gedacht habe, dass Stille auch einem weiblichen und männlichen Prinzip folgen kann, bzw. gemäß des einen oder anderen Prinzips anders ausgedrückt und erlebt wird.
Diesen Juli war ich für ein paar Tage auf einem Silent Retreat – also einem Seminar, in dem das Schweigen eine große Rolle gespielt hat.
Der Einstieg in diese 6 Tage war ein kleiner Ausflug in das weibliche und männliche Prinzip der Stille, das mir dort zum ersten Mal begegnete.
Wenn es still wird, wird es erst noch mal richtig laut.
Meist, wenn man die Stille einlädt, sich auf sie einlässt, sich auf sie konzertiert, merkt man erst wie unendlich laut es doch in uns ständig ist. Ständig „plappern“ da irgendwelche Gedanken, Bewertungen, Erinnerungen, Projektionen auf die Zukunft, der Körper sendet Signale und Widerstände kommen das eine oder andere mal auch noch mit dazu.
Stille ist nicht einfach nur, dass man nicht mehr laut redet. Wenn man erst mal nicht mehr laut redet, „hört“ man, was da alles ununterbrochen im Inneren quasselt.
Man kann äußerlich still erscheinen und in einem tobt ein Krieg an Lärm.
Was ist das männliche Prinzip der Stille?
Das männliche Prinzip der Stille möchte auch die Stille im Inneren erzeugen, in dem man sich fokussiert. Man versucht sich willentlich auf die Stille zu konzentrieren. Jeder Gedanke, der hoch kommt, wird noch im Keim erstickt. Ein ungeübter Geist, ergreift hier oftmals den simplen Trick, in dem er sich nur mehr auf eine Sache konzentriert und das zu seinem gedanklichen Zentrum macht. Alle anderen Dinge sollen daran abprallen. Man schafft aktiv für Leere.
Dieser Wille, dieses Fokussetzen ist das dahinter liegende männliche Prinzip.
Häufig ist dies möglich, in dem man sich richtig abschottet, und auch mit anderen nicht mehr in Kontakt kommt – z.B. Blickkontakt vermeidet. Die Welt außen wird – so gut es eben geht – eliminiert, um der Stille ihren Raum zu geben.
Das ist z.B. ein Klöstern oft der Fall – hier können Mönche, die oftmals ihr ganzes Leben lang schweigen, dies sehr „einfach“ tun, und es gibt wenige Einflüsse, die die Stille stören können. Alles im dortigen Leben ist auf diese Stille ausgerichtet.
Was ist das weibliche Prinzip der Stille?
Es beruht darauf, den Willen weg zu lassen. Man muss nichts wegdrücken, um der Stille den Raum zu geben. In der Stille, in der Entscheidung nicht zu sprechen, entsteht die innere Haltung sich für alles zu öffnen, was um einen herum passiert.
Das weibliche Prinzip der Stille bedeutet zuhören.
Zuhören ohne Anhaftung: d.h. kommen Gedanken auf, müssen sie nicht verdrängt werden oder als etwas empfunden werden, das die Stille stört. Sie dürfen sein. Es ist nur wichtig, dass man ihnen nicht anhaftet und ihnen auf einen wilden Trip folgt. Denn das ist das Ergebnis, dass man nicht mehr „hier“ ist und nicht mehr dem zuhören kann, dem gegenüber offen ist, was sich gerade alles zeigt. Auch der Gedanke zeigt sich, er kann Dir auch etwas sagen, aber dann bleibe dem weiblichen Prinzip der Stille und des Zuhörens treu, in dem man weiterhin allem begegnet, ja fast schon alles aufsaugt, das sich Dir zeigt.
In diesem Sinne ist das weibliche Prinzip der Stille auch dem Leben zugewandt, denn ihm wird zugehört. Man muss das Leben nicht aussperren, um Stille zu erfahren. Das Leben wird Teil der Stille.
In diesem Retreat, in diesem Rahmen der Stille, war es deswegen auch nicht verboten, Blickkontakt auszutauschen. Wenn der Blickkontakt weder gesucht, noch vermieden wird, dann passiert er einfach dann, wenn er passiert. Er passiert genau so wie man einen Schmetterling auf einer Blüte wahrnimmt – in einem ganz natürlich Fluss.
Für mich persönlich war diese Stille eine sehr schöne, bereichernde Stille – sie nimmt auch mich nicht so wichtig…denn es ging nicht um „MEINE Stille“, „MEIN Fokussieren“, ich war das Ohr der Stille.
Letztlich möchte ich für beide Prinzipen der Stille keine Partei ergreifen, denn es geht auch nicht um die Wahl des Besseren. Doch sich beider Prinzipien bewusst zu sein, und sich auf beide mal einzulassen, überhaupt zu wissen, dass es beide Arten der Stille gibt, kann uns schon auf eine Reise führen. Beide Prinzipen haben für unsere spirituelle Entwicklung etwas sehr Dienliches, wenn wir ihnen dienen.
Auch nach dem Retreat ist das weibliche Prinzip der Stille noch Teil meines Alltagsbewusstseins. Ich höre ihr zu und dann erst eröffnet sich der Blick dafür, was sie alles Spannendes erzählen kann.
Probier es mal aus…
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.