Wünsche, richtig in Beziehungen zu kommunizieren, scheint für viele in der Partnerschaft immer noch eine Herausforderung zu sein.

Wir haben das selten gut gelernt – Männer und Frauen…

Wie häufig haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Wunsch des Partners eigentlich kein Wunsch war, sondern fast schon ein Befehl. Wie oft waren wir selbst in der Position, einen Wunsch zu äußern und gaben unserem Partner eigentlich keinen Raum, darauf zu reagieren?

Du Natur eines Wunsches ist natürlich darin bedingt, dass er nach Erfüllung sucht.

Lernen in einer Beziehung Wünsche zu kommunizieren

Doch Wünsche zu äußern, heißt nicht, dass der Partner keine Wahl hätte! Und das vergessen wir all zu oft in beide Richtungen.

Wer einen Wunsch an den Partner richtet, läßt selten Raum und Zeit zu schauen, ob der Partner diesen erfüllen kann.
Der Partner, der einen Wunsch zu hören bekommt, fühlt sich oftmals in die Ecke gedrängt. Aus der Angst heraus, was passieren könnte, wenn er die Erfüllung des Wunsches verweigert oder nicht leisten kann, auch wenn er wollte.

Ein Dilemma passiert: Zum einen verschweigt man Wünsche, hofft aber insgeheim, dass der andere die ungesagten Wünsche doch kennen müsste. Im Stil von: Wenn er oder sie mich wirklich lieben würde, dann wüsste er oder sie doch, was ich will und was ich mir wünsche…

Die andere Seite hast fast nur aus der Vergangenheit gelernt, dass ein ausgesprochener Wunsch im Grunde ein Befehl ist und man eben keine freie Reaktion darauf hat.

Verweigert man die Wunscherfüllung, droht dicke Luft, Liebesentzug und um des lieben Friedens willen, erfüllt man Dinge bestmöglich, auch wenn man das eigentlich nicht will oder fast nicht kann.

Wer die Seite einnimmt, dass man seinem Partner einen Wunsch mitteilt, ist es wichtig, zu sehen, dass der Partner nicht das Besitztum ist, das alles stehen und liegen lassen muss, um zu gehorchen. Aber wir verhalten uns sehr oft so!

Was wäre, wenn beide lernen, den Wunsch als das zu sehen was er ist: ein Wunsch.

Die Chance besteht darin, dass sich dann beide öffnen können, wie, wann und ob der Wunsch in Erfüllung gehen kann und zwar so, dass es für beide passt.

Bei manchen Wünschen geht es uns doch selber so, dass wir sie ganz selbst verständlich erfüllen können, weil wir es gerne machen und weil Zeit, Raum und Kapazität dafür gerade ausreichend vorhanden sind.

„Gefahr“ droht, wenn Zeit, Raum, Können, Wollen und Kapazität gerade nicht gegeben sind.

Es ist wichtig, den anderen dazu Stellung nehmen lassen zu können. Raus zu gehen aus der Haltung, dass alles sofort zu erfüllen ist und wenn nicht, ansonsten eine „Strafe“ irgendeiner Form die Folge hätte.

Dies passiert sehr oft und das ist eben Teil des Dilemmas.

Derjenige, der wünscht: Frage Dich, was das genau für ein Wunsch ist, den Du hast.
Ist es ein ehrlicher Wunsch, oder liegt eigentlich etwas ganz was anderes dahinter verborgen? Soll der Wunsch vielleicht nur mittel zum Zweck sein, um zu testen, ob der andere einen noch liebt, ob er zu einem „Opfer“ bereit wäre?
Ist es ein Auslagern einer Bedürftigkeit (sich klein fühlen, sich nicht gesehen fühlen, sich ängstlich fühlen…oder was auch immer), was seinen Ursprung ganz woanders als in der Beziehung selbst hat?

Wenn das klar ist, kann und sollte man das auch mit kommunizieren.

Beispiele:

Kannst Du mich mal bitte an den Arm nehmen? Heute ist irgendwie ein scheiß Tag für mich und Deine Umarmungen geben mir wieder das Gefühl, Halt zu bekommen.
1. man wartet nicht darauf, dass der andere wissen müsste, man hatte einen scheiß Tag.

2. die Klarheit ermöglicht den Raum, dass der andere klar darauf reagieren kann.

3. frei lassen, ob der andere dies gerade leisten kann.

Das klingt so banal, die Frage danach, ob der andere dies leisten kann, aber es hat etwas mit Achtsamkeit zu tun.
Hat der andere gerade Zeit, dir voll und ganz eine echte wohlwollende Umarmung zu schenken?
Würde Dein Partner das grundsätzlich tun, aber genau jetzt fühlt er sich selbst nicht gut…

Was ist, wenn er nein sagt? Das ist etwas, was wir nicht hören wollen, doch in einer echten, respektvollen Beziehung darf der Partner zu jedem Wunsch auch nein sagen dürfen.

Wenn der Partner nein sagt, kann man gemeinsam heraus finden, was gerade los ist. Vielleicht fühlt sich der andere gerade überfordert? Vielleicht hat er andere Stressventile als man selbst.
Was kann ich für mich selbst tun, wenn der Wunsch nicht von der Person erfüllt werden kann, an die der Wunsch ursprünglich adressiert war? Und dazu gibt es immer Wege…

In meiner Beziehung habe ich Wünsche genau so formuliert. Anfangs merkte ich, dass mein Partner leicht zusammen zuckte. Er war es nicht gewohnt, dass er frei reagieren durfte. So habe ich für am Anfang für meinen Wunsch Verantwortung übernommen und ihm ein paar mal kommuniziert, dass er nicht mein Eigentum ist, dass er frei ist in der Reaktion darauf.
Das hat ihn am Anfang gewundert, weil er das nicht kannte. Er war skeptisch, ob ich das wirklich ernst meinen würde.

Kurz drauf, war das Vertrauen auch von seiner Seite absolut da, wenn ich wieder mit einem Wunsch, einer Idee oder was auch immer kam, dass er frei darauf reagieren konnte und das bringt so viel Nähe und Achtsamkeit!
Er kann Stellung dazu beziehen. Einen Wunsch zu erfüllen, ist ein freiwilliger Akt. Wenn beide sich Raum geben, Wünsche, Bitten zu formulieren und der andere Raum und Zeit hat, zu schauen, ob er das kann, entsteht Freiheit innerhalb der Beziehung.
Heute gibt es sogar eine Art kleines Sprach-Ritual dazu: Du, ich möchte Dir etwas sagen, und das ist ein Wunsch… Findet ihr euer Ritual.
Dies eröffnet den Raum für das, was dann kommt. Jeder kann in seine offene Haltung gehen.

Das Beispiel mit der Umarmung scheint vielleicht banal, aber auch hier die Grenze des anderen nicht zu überschreiten, wird gerade im Banalen manchmal übersehen. Und wenn auch her die Freiheit nicht gegeben wird, sondern der andere  tut, weil er es tun „muss“ – ist das wirklich die Umarmung, die wir wollen? Oder können wir warten, bis es die Nähe, die Qualität hat, die für beide Seiten angemessen ist? Gerade diese kleine Nähe kann nämlich Altes antriggern, dass man als kleines Kind zu Umarmungen gezwungen wurde, weil man das zur Begrüssung so machen musste oder oder oder.Und jetzt kommt der Partner und macht es genauso!

 

Ein anderes Beispiel:
Einer hat den Wunsch nach Unternehmung am Wochenende. Manchmal ist es eine ganz konkrete Idee.
Die Idee kann auf totale Resonanz stoßen – dann ist ja alles easy :-)
Was ist, wenn das nicht der Fall ist? Wenn der andere keine Zeit, oder auf die Aktivität so gar keine Lust hat?
Auch hier, schaue, wenn Du den Wunsch äußerst, welche Qualität Du Dir mit der Aktivität wünscht. Die Du benennen kannst, Du aber auch offen bist für Ideen des anderen, dann entsteht ein Dialog, weil Du Deinem Partner mit kommuniziert, was Du eigentlich mit ihm erleben willst, welches Gefühl, welche Qualität. Dies kann sein, dass Du mit der Idee den Wunsch hattest, dass man einfach mal wieder einen kleinen Tapetenwechsel hat, dann kann der andere äußern, wie sich für ihn als Tapetenwechsel am Wochenende auch stimmig anfühlen würde. Frei lassen. Raum geben, Lösungen finden, die größer sind als ihr beide…

Auch hier scheinbar banal, aber oft sehr unachtsam kommuniziert und miteinander mehr oder weniger verhandelt.
Will man das in einer lebendigen Beziehung?
Und die scheinbar banalen Punkte lassen jeden dann üben, wenn „die Großen“ Dinge auf den Tisch kommen. :-)

Was ist, wenn der Partner gar keine Idee hat und eigentlich auch gar nichts an de Wochenende machen will, was nur irgendwie in die selbe Richtung geht? Antwort: Kümmere Dich um Dich selbst, aber nicht wütend. und in Abwehr.

Lässt sich das Wochenende so gestalten, dass es nährend für beide sein kann, auch mit getrennten Aktivitäten und man eine gemeinsame Zeit verabredet, zu der man sich wieder begegnet und vielleicht etwas ganz anderes zusammen macht?

Offen sein, hin hören, hin lauschen…

Und ja, auch wenn man zusammen wohnt, kann man sich verabreden zu einem gemeinsamen Date, auch wenn man dazu nicht einmal die Wohnung verlässt. Man trifft sich ganz bewusst, hier und jetzt, weil man es miteinander ausgemacht hat, weil beide jetzt wollen…

Die kleinen Dreher in der Kommunikation können so viel bewirken. Nähe entsteht gerade dadurch, dass man sich frei lässt, auch in der Reaktion auf die Wünsche des anderen.

Alles Liebe,
Natascha

 

 

Über Natascha Pfeiffer

Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.