Wie verbreitet ist in uns allen die ideale Vorstellung der allseits glücklichen Beziehung – happy ever after…?
Und wie schön sich die Vorstellung anfühlt, man habe einen Partner, der einen glücklich macht…
Ich habe meinen Partner gesagt: Ich will nicht, dass Du mich glücklich machst.
Ja, der hat ganz schön verwirrt geschaut, vielleicht so wie Du, wenn Du das liest.
Zunächst einmal: Was heißt glücklich? Oder glückliche Beziehung?
Für mich ist das nicht die kindliche Vorstellung des ewigen Glücks, wo die Schokolade an den Bäumen wächst. Für mich bedeutet glücklich in einer Beziehung, dass die Beziehung, die Liebe, das Vertrauen zueinander so groß sind, dass ALLES darin Platz hat. Auch das, was weitläufig unter “nicht so glücklich” verstanden werden kann…also Probleme, Ängste, Sorgen, Themen, die einen oder miteinander gerade ganz schön beschäftigten.
Für mich bedeutet eine glückliche Beziehung, dass man bei möglichst allem, was das Leben einem so bringt, aufzeigt und man sich selber weiterentwicklen will, dass die Verbindung bestehen bleibt, die Ebene der Kommunikation nicht verlassen wird.
Und natürlich darf in dieser Definition der glücklichen Beziehung der Spass sein, und dass man für einander was tut, weil man es gerne tut, dass man den anderen verwöhnt, wo man weiß, dass man ihm damit etwas Gutes tun kann, also weitläufig glücklich machen kann.
Warum will ich dann, dass mein Partner mich NICHT glücklich machen soll?
Wenn ich erwarte, dass mein Partner mich glücklich machen soll im klassischen fast kindlichen, bedürftigen Sinne, dann habe ich eine Ur-Wahrheit noch nicht in mir integriert:
Niemand kann mich glücklich oder unglücklich machen!
Und die Bürde meinem Partner aufzuerlegen, dass er mich glücklich zu machen hat, ist eine schwere Bürde, an der wir beide scheitern werden.
1. weil ich damit meine Verantwortung abgebe und mein Glücklich-Sein oder Unglücklich-Sein in die Hände des anderen gebe.
2. weil auch mein Partner nur daran scheitern kann. Das wäre ja ein Dauerjob und er müsste es immer “richtig” machen und er müsste es “wissen”.
Ob das, was mein Partner tut, mich in meinen Augen glücklich werden lässt oder nicht, hat auch mein Partner letztlich nicht in der Hand.
Sprich wie absurd ist das denn, dass mein Partner mich glücklich machen soll, aber ob es ihm gelingt ist wiederum nur meine Entscheidung – wieder müssten wir beide daran scheitern.
Ja, ich liebe es, wenn mein Partner mir in Worten und Taten zeigt, dass er mich liebt, dass er mich wahrnimmt, achtet, die Verbindung den Austausch zu mir sucht…ABER
Und das ist etwas ebenso entscheidendes: Ob ich seine Gesten, Taten und Worte auch als das sehen kann, hat er nicht in der Hand. Das ist meine Entscheidung.
Wenn ich also seine liebevollen Gesten, Taten oder Worte nicht als mir wohlgesonnen, liebend wahrnehmen kann oder will, dann kann mein Partner im Quadrat springen – ich werde es nicht sehen können oder wollen.
Deswegen würden wir beide daran scheitern, wenn ich wollen würde, dass er mich glücklich macht!
Wenn ich seine Geste, dass er mir morgens den Kaffee mit einem Kuss ans Bett bringt, nicht immer wieder aufs Neue sehe und ich ihm das auch wiederspiegele, dass ich das wertschätze, mich bedanke, etc., dann verliert dieses Morgenritual seinen Zauber. Wenn ich mich nicht dazu entscheide, das zu sehen, immer wieder neu in diesem Moment, dann kreiere ich höchstwahrscheinlich in der Folge, dass mein Partner das spüren wird und er es dann, wenn er nicht offen bleiben kann, lassen wird…und so verschwinden in Beziehungen eins nach dem anderen zick liebevolle Gesten, Momente, Taten der Wertschätzung, weil es einer beginnt, nicht mehr sehen zu wollen/zu können und der andere in der Folge nichts weiter tun kann und wird, als es auch allmählich zu lassen.
Wie eine selbsterfüllende Prophezeihung.
Und das ist jetzt nur ein mega simples Beispiel, ganz bewusst.
Von komplexeren Dingen gar nicht erst zu reden, aber hier wird die Dynamik und das Dilemma, in denen viele Paare stecken, simple klar.
Und noch was zum Thema: Ich will nicht, dass mein Partner mich glücklich macht
Wenn ich das erwarten würde, dann habe ich höchstwahrscheinlich einen ebenso bedürftigen Partner an meiner Seite, der unbewusst oder bewusst, das selbe von mir fordert. Dann sind wir wie Osho in einer kleinen Metapher wunderbar in etwa so sagt:
Die meisten Paare finden zusammen wie zwei bedürftige Bettler. Jeder greift dem anderen in die Tasche und stellt dann verwundert fest, dass der andere auch nichts hat.
Die Befreiung von der bedürftigen Annahme der Partner habe einen glücklich zu machen, führt unweigerlich zu Dir selber. Der Adressat, der Dich glücklich oder unglücklich machen kann, bist Du selbst. Das kann manchmal auch zunächst ein Prozess sein, das liebevoll anzunehmen, die Verantwortung nehmen zu wollen, dies auch positiv zu besetzen und annehmenden Frieden mit Deiner Vergangenheit zu machen, wo du das noch nicht so hast sehen können.
Was ich aber von und mit meinem Partner möchte: Einen Raum schaffen – gemeinsam – in dem wir uns glücklich im neuen Sinne sehen, erleben und gegenseitig sein können.
Diesen Raum immer wieder zu kreieren, immer wieder neu zu schauen, was es braucht, entlässt einen von der Abhängigkeit zu- und gegeneinander und öffnet fürs Hinschauen, Hinspüren, was man gemeinsam sein, tun und kreieren möchte.
Wie würde dann Dein tiefes Gefühl einer “glücklichen Beziehung” sich anfühlen?
Was kann das sein, jenseits von Wünschen, Bitten und Forderungen, die Du damit an Deinen Partner stellst, dass er das zu leisten habe?
Wie würdest Du und Dein Partner diesen “Raum” füllen und nähren wollen? Wie heißt der für Euch?
Und wo kannst Du, wenn Du einen Partner hast, Dich hier und jetzt immer wieder aufs Neue entscheiden: Welche Handlungen von ihm Du wieder liebevoll sehen möchtest und ihm gegenüber auch wieder wertschätzen möchtest?
Ich bin mir sicher, dass Du da was finden wirst…
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer, Expansion Method Practitioner und Groupleader, Co-Founder der Agentur PRand communication in Augsburg. Einzel- und Gruppenarbeit in Augsburg und via Skype.